Blog


Unser Kartrennen 2024
Ein frühlingshafter Märztag empfängt uns Race-Gladiatoren an der All-Kartbahn-Halle in Kaufbeuren.
Nach kurzem beschnuppern der örtlichen Begebenheiten werden wir von einem Instrukteur zu einem großen Tisch verwiesen. Hier beginnt das Fahrer-Briefing und schnell entsteht eine Zweiklassengesellschaft. Die, die mit eigenem Helm und die ohne. Da ich zur jener Gruppe gehöre, welche ohne eigene Kopfbedeckung anreiste, zupfe ich nervös an meinen Fingerkuppen herum.
Gespannt hört man die Anweisungen an. Danach soll jeder seinen Namen gut leserlich in eine Teilnehmerliste schreiben. Dies gelingt aber nicht allen in der gewünschten Form. Falschnamen und Pseudo-Spitznamen werden gebildet. Sind außer mir vielleicht auch andere tierisch nervös und aufgeregt?
Egal, wir begeben uns voller Vorfreude an die Strecke und die, die keinen Helm haben, suchen sich einen halbwegs passenden aus.
Es fängt das Qualifing an und die wilde Kurvenhatz beginnt. Erstes Gekappele und Geplänke wird ausgefochten. Aber soweit alles noch im fairen Rahmen. Die einzige Gelbphase fällt genau indem Augenblick als ich, in meiner nicht objektiven Wahrnehmung, zur schnellen Runde ansetzen wollte, Mist!
Viel zu zügig endet das Qualifing. Vorne Lukas und Christian, dahinter die Oldschool Fahrer-Garde Werner, Manfred (Marcel) und Christian (Didi) und mittendrin die sauschnelle Bianca. Chapeau!
Und ich, leider weit hinten platziert... .
Jetzt aber erstmal ab zu einer Verschnaufpause. Kameramann Matze mit seinem Team bekommen endlich die sehnsüchtig erwartete, bestellte Portion Pommes zur Stärkung serviert. Gefühlt eine dreiviertel Stunde haben sie darauf gewartet. Mein Verdacht über die allzu lange Zeit ist, dass die Köche der Kartbahn-Gastronomie zwischenzeitlich als Streckenposten aushelfen mussten. Ein böser Blick von Manfred (Marcel) gegenüber dem Küchenteam wird sich im späteren Verlauf noch rächen.
Nachdem jeder sich regeneriert hat, fängt endlich das langersehnte große Rennen an. Der Instrukteur liest die Namen der Fahrer anhand der Reihenfolge des Qualifings vor.
Mit erhöhtem Puls steigen alle in ihren Boliden ein, an der Startlinie flackert erwartungsvoll das gelbe Signallicht des Pace Car.
Direkt vor mir ist Pia-Maria, aufgeregt winkt sie dem Streckenposten zu. Sekunden später tue ich das gleiche. Bei der Armen ist vom vorigen Rennen noch ein Kindersitz verbaut, während bei mir der Weg von meinem Sitz zu den Pedalen eher der Platz für einen Zwerg oder Hobbit gedacht ist. Hoffentlich sieht uns der Streckenposten noch rechtzeitig!
Er bemerkt uns! Uff, der Blutdruck senkt sich wieder. Elegant entnimmt er Pia-Maria die unmögliche Sitzbarriere, dann schreitet er zu mir. Mit meinen Händen zeige ich ihm meine Not an. Er raunzt mich an und meint nur "deos geht doch gaenz enfach!" Ja gewusst wie, denke ich und ärgere mich über die patzige Antwort.
Wenige Augenblicke fahren die im Vorderfeld Platzierten los. Meine Gedanken sind bei meinem Rennwagen. Im Vergleich zum Qualifing bewundere ich die extreme Laufruhe des Motors. Pia-Maria fährt los, ich will sofort hinterher, aber nichts ... !
Haha, von wegen toller Laufruhe des Motors! Der war einfach aus, nix brumm, brumm, Grrrrrr!
Der Helfer startet den Boliden hilfsbereit wieder, jetzt heißt es schnell Anschluss an das enteilte Feld finden.
Dabei schnellt mein Blutdruck blitzartig nach oben. Denn noch etwas stimmt hier nicht ... , in der ganzen Aufregung habe ich tatsächlich vergessen mich anzuschnallen. Kurz überlege ich anzuhalten, doch der Gedanke damit das Rennen zu verlieren überwiegt. Ich bete innerlich dass die Streckenmarshalls meinen Fauxpas nicht bemerken.
Ganz vorne biegt inzwischen das Pace Car in die Boxengasse ab, nun ist das Rennen offiziell gestartet.
Mit immensem Tempo legen Lukas und Christian vor. Wie eine gedehnte Perlenkette folgen die übrigen Helden der Rennstrecke.
Schnell erklimmt man die zweite Runde. Da passiert Christian ein kleiner Fahrfehler, etwas zu weit trägt es ihn in der ersten Kehre nach außen. Lukas winkt bereits siegessicher dem offizielen Fanklub um Conny, Lorenz, Claudia und Silvia zu. Gefühlt tobt eine La-Ola-Welle um das weite Rund.
Daniel beginnt indessen seine grandiose Aufholjagd und die Oldschool Fahrer Manfred (Marcel), Werner und Christian (Didi) behaken sich gegenseitig. Mit weitreichenden Folgen!
Christian (Didi) wird von Manfred (Marcel) unglücklich in die Bande befördert. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fährt Christian (Didi) weiter doch er muss leider aufgeben. Die Rennleitung ruft besorgt den Medical Center zu Hilfe. Nach einem kurzen Check begibt er sich tapfer auf die Heimreise. Am nächsten Tag erkundige ich mich über seinen Gesundheitsstand. Gottlob es geht es ihm wieder besser.
Zurück zum Rennverlauf, ein Doppelcrash von Ilona und Anja bewirkt die zweite Gelbphase. Die dahinter Platzierten, darunter auch ich, rücken auf. Wilde Überholmanöver und quietschende Reifen würzen das Rennen. Jeder verbessert stetig seine Rundenbestzeiten, darunter eine unglaubliche 45,977 von Lukas.
In Runde 9 schlägt das Schicksal bei Manfred ( Marcel) zu. Sein Rennwagen verfängt sich in der Begrenzungsmauer und vergeblich winkt er den Streckenposten um Hilfe. Stoich ignorieren sie seine verzweifelten Rufe. Waren es vielleicht die Pommes-Köche??? Oder hat etwa Lukas die Streckenverantwortlichen geschmiert. Minutenlang lassen sie den Havarierten in seinem Elend allein. Wagen für Wagen nutzt die Gelegenheit zum überholen. Mitleidig betrachte ich den armen Fahrerkollegen und beschließe ihm für das nächste Rennen einen echten neapolitanischen Glücksbringer zu schenken. Ein knallroter Cornicello! Das, so die süditalienische Legende, hilft gegen böse Blicke von Köchen und Streckenposten.
Im Rennen geht es turbulent weiter. Beherzt filmt Kamermann Matze das Spektakel. Der draufgängerische Luis dreht sich mit seiner jugendlich, ungestümen Art leider in Runde 12 und fällt im Ranking zurück. Erika und ich halten uns schadlos und klettern weitere Plätze nach oben.
Ein harter Zweikampf zwischen Bianca und mir brandet später auf. Mehrere Runden geben wir unser Bestes, auch um den herannahenden Lukas am Überrunden zu hindern. Dies hat er mit einem beachtlichen Teil des Feldes schon vollzogen. Darunter auch Silvio der ganz im Sinne des LKW-Fahrers, wie gewohnt auf der rechten Spur blieb und mit dem mangelnden Hubraum seines Boliden haderte.
Inzwischen holt in Runde 20 die pfeilschnelle Ilona die Bestzeit unter uns Mädels. Der Crash am Anfang des Rennens verhinderte leider bei ihr eine bessere Endplatzierung.
Kurz vor Rennende touchiere ich Bianca unsanft und erobere den 5.Platz. Strengere Streckenposten hätten mir wahrscheinlich die schwarze Flagge gezeigt auch wegen meines Fahrens ohne Gurt.
Unter tosendem Applaus sehen kurz darauf die ersten Drei, in der Reihenfolge Lukas-Christian-Daniel, die Zielflagge. Herzlichen Glückwunsch :)
Mit erschöpften, aber lachenden Gesichtern, trudeln kurz danach alle übrigen ein und stellen ihre Rennwagen in der Boxengasse ab. Dabei wird schnell klar, jeder war heute ein Champion!!!!!
Packende Zweikämpfe, Adrenalinhaltige Vollgasabschnitte und slidende Kurvenakrobatik geben allen Racern ein Glücksempfinden mit. Ausreichender Gesprächsstoff und Fachsimplen findet im Anschluss bei sehr leckeren Speisen im Restaurant Belfort in Kaufbeuren statt. Herzlichen Dank an Manuela und Andreas, die uns die ausgezeichnete kroatische Küche empfohlen haben.
So geht ein fantastischer Renntag zu Ende und mir verbleibt nur ein großes Dankeschön auszusprechen.
Eure Steffi